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Was ist Achtsamkeit?

Was ist Achtsamkeit?

„Letztlich läuft alles darauf hinaus: Wo immer wir hingehen, da sind wir. Was immer wir tun, ist, was wir tun. Was immer wir jetzt denken, das haben wir im Sinn. Was immer uns auch widerfahren sein mag, ist bereits geschehen. Die entscheidende Frage ist, wie wir damit umgehen, mit anderen Worten: „Was jetzt?“ „
Jon Kabat-Zinn, Im Alltag Ruhe finden.

Wie schaut es in der Realität aus?
Nach einem langen Arbeitstag  beim Einkaufen in Gedanken damit beschäftigt, welches Ungemach mir heute widerfahren ist. Ärger. Endlose Monologe im Kopf:  Butter brauche ich auch noch. Der Blutdruck steigt und dann…. fährt mir jemand seinen vollen Einkaufskorb in die Kniekehlen – hat der statt Augen Knöpfe oder was – und entschuldigt sich nicht mal! Der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Ich reagiere, d.h. ich fliege im Autopilot….Nur schnell raus hier. Die ganze Welt ein Irrenhaus!  Nach Hause. Ich habe nicht nur die Butter vergessen.

Diese Situationen sind sicher kaum einem Menschen fremd. Uns ist etwas unangenehmes widerfahren, längst vorbei und doch – bei allem was wir tun – bleibt die emotionale Färbung dieser vergangenen Situation erhalten und drückt dem „Danach“, dass ja eigentlich ein „Jetzt“ und wieder „Jetzt“ ist, seinen emotionalen Stempel auf. Wie viele Augenblicke unseres Lebens verweilen wir in solch einem Tunnel?

Die Achtsamkeit ist nicht nur eine alte buddhistische Praxis, sondern eine Ressource, die wir Menschen in uns tragen. Sie ist eine besondere Art der Aufmerksamkeit. Wir alle kennen achtsame Augenblicke. Das sind Augenblicke, die uns in Erinnerung bleiben (vielleicht, weil sie so selten sind), in denen wir alles in uns und um uns herum wahrnehmen – ohne zu bewerten und ohne zu beurteilen: Wir hören, wir spüren, wir sehen, wir riechen, schmecken, nehmen war mit allen Sinnen und greifen nicht ein. Solche Momente bedürfen keiner Veränderung, da wir in Kontakt sind mit uns Selbst und den Dingen, die uns umgeben.


Was „bringt“ uns Achtsamkeit?

Die Achtsamkeitspraxis ist ein Weg, den Blick auf den gegenwärtigen Moment zu richten und das Leben als eine Abfolge von gegenwärtigen Momenten zu begreifen.  In dieser Perspektive ist das „Jetzt“ der Moment, der uns zur Verfügung steht, der zu leben ist, in dem alle Möglichkeiten enthalten sind.  Jedes „Jetzt“ ist neu  und als solches einmalig. Wie viele Augenblicke lassen wir an uns vorüber ziehen, weil wir in Gedanken bei Vergangenem oder beim Planen von Zukünftigen sind? Mit Erwartungen oder dem „Das-kenne-ich-schon-alles“ beschäftigt?

Es gibt viele Wege, die Achtsamkeit zu kultivieren – unabhängig von Religion und Weltanschauung. Sie alle haben das Ziel…“ dass wir durch Erforschung unseres inneren Wesens mittels sorgfältiger und systematischer Selbstbeobachtung zu einem Leben gelangen können, dass sich durch ein höheres Maß an Zufriedenheit, Harmonie und Weisheit auszeichnet.“ (Jon Kabat-Zinn)

Die Achtsamkeit ist ein Geschenk, das uns sozusagen schon mit der Geburt mitgegeben wurde, jedoch müssen wir üben, so, wie man üben muss, wenn man ein Instrument beherrschen möchte. Dazu braucht man Motivation, Disziplin, die Bereitschaft und den Mut, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und auf die Situation einzulassen, in der wir gerade sind. Das Geschenk, dass wir uns damit selbst machen,  ist sehr umfassend:  es „wirkt“ auf allen Ebenen unseres Lebens, macht gelassener, reicher, unbeschwerter und mitfühlender.

Wenn wir begreifen, dass wir im Leben keine andere Stabilität finden können, als die, das Leben zu leben, wie es ist, werden wir die Begründung des Leitgedankens verstehen können, uns von unserem Schmerz und unserem Leiden zu befreien, indem wir einfach beschließen, sie zu durchleben, wie sie sind.
Kosho Uchiyama

 

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